Feuer war zu allen Zeiten ein gefürchtetes Element,
umso gefürchteter, je hilfloser die Menschen Ihm gegenüberstanden.
Feuer und Feuerabwehr, ein Problem der Menschen, seit es feste Siedlungen gibt. Die arg beschränkten Möglichkeiten der Feuerabwehr ließen es zunächst ratsam erscheinen, das Hauptaugenmerk auf die Feuerverhütung zu legen. Die ältesten„ Vorschriften“ zur Feuerverhütung finden sich bereits in karolingischer Zeit (8./9. Jh.), die festlegen, dass die Feuerstellen nach dem Abendläuten abzudecken sind.
Die modernen Feuerwehren entstehen
Hilfe in Feuersnot war bis in die früheste Siedlungsgeschichte hinein eine selbstverständliche Notwendigkeit. Jeder, der in der Dorfgemeinschaft dazu in der Lage war, griff zu, schon aus eigenem Interesse, um ein Ausbreiten des Feuers zu verhindern. An eine bestimmte „Ausrüstung“ des Helfers in Bezug auf Anzug oder Gerät war dabei natürlich nicht zu denken. Anders in den sich bildenden Städten. Dort gab es bereits so etwas wie eine „Organisation“, die bei Bränden eingesetzt werden konnte. Es gab Löschgilden, Brandgilden oder Löschcorps, zu denen die Angehörigen der Handwerkerzünfte, die dem Bauhandwerk in irgendeiner Weise verbunden waren, verpflichtet wurden. Bis in das 17. Jh. hinein entstand so in fast allen Städten Mitteleuropas schon eine Art „Pflichtfeuerwehr“. In den Städten waren auch allmählich die Zeiten vorbei, in denen die Nachtwächter oder die Türmer bei „Feuersnot“ Alarm zu geben hatten und der Turmwächter seine Fahne am Turm in die Richtung zu hängen hatte, in der er den Brand sehen konnte. Zunächst wurden bezahlte Feuerwachdienste geschaffen. Reiche Städte organisierten bereits fest besoldete Löschmannschaften.
Im 18. Jh. begannen dann die Versuche, in den Städten einen wirkungsvolleren Löschdienst aufzustellen. 1842 brannte der Stadtkern von Hamburg zu 2/3 nieder. Durch solcherlei Alarmwirkung beschleunigt, setzte bald darauf eine Gründungswelle von Feuerwehren moderner Prägung ein, die z. T. schon mit den neu erfundenen Dampfspritzen ausgerüstet waren. Die überall entstehenden Feuerwehren schlossen sich bald zu Landesverbänden zusammen.
Die Freiwillige Feuerwehr Parsdorf-Hergolding wurde im Jahr 1871 offiziell gegründet. Im gleichen Jahr wurde auch die Feuerwehr Anzing gegründet. Im Landkreis Ebersberg ist nur die Feuerwehr Grafing älter, die bereits im Jahr 1869 gegründet wurde. (lt. Josef Haggenmiller)
In Parsdorf, wie auch noch in 11 Orten im Landkreis Ebersberg besaß man schon früher sogenannte fahrbare „Löschmaschinen“. So leisteten die Parsdorfer bereits im Jahr 1828 in Zorneding Löschhilfe, was in der Ortschronik von Zorneding vermerkt ist.
Aus der Anfangszeit ist nicht viel überliefert.
Führungsmannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Parsdorf.
Aufnahmedatum unbekannt.
Folgende Kommandanten führten die Feuerwehr ab 1893:
Rauch Franz von 1893 bis 1906
Erb Jakob von 1906 bis 1909
Hackl Mathias von 1909 bis 1914
Erb Jakob von 1914 bis 1928
Braun Johann von 1928 bis 1929
Reis Markus von 1929 bis 1933
Erb Jakob von 1933 bis 1934
Rottmaier Paul von 1934 bis 1935
Erb Adam von 1935 bis 1936
Hackl Mathias von 1936 bis 1942
Bachmaier Anton von 1942 bis 1946
Weberstetter Andreas von 1946 bis 1954
Hackl Mathias von 1954 bis 1970
Gunszt Johann von 1970 bis 1997
Wirth Albert von 1997 bis 2015
Leonhard Spitzauer von 2015 bis Heute
Feuerwehrpass aus dem Jahre 1917
Einige Zeitungsartikel
Montag, 20. November 1893
September 1927: Brand bei Bürgermeister Fauth
Samstag 24. November 1928: Brand in Hergolding
Die erste Motorspritze war ein Beutestück aus Frankreich. Mit diesem Gerät musste während des Krieges in München Löschhilfe geleistet werden. Im Jahr 1963 wurde nun das erste Löschgruppenfahrzeug (LF 8) in Dienst gestellt.
Mit dem Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses wurde 1980 begonnen. Das Feuerwehrhaus konnte bereits im Herbst 1981 bezogen werden. Ebenfalls im Jahr 1980 wurde ein Löschgruppenfahrzeug (LF8) mit Rettungsspreizer und Schneidgerät beschafft. Im Jahr 1985 konnte ein TLF 16/25 mit Hilfeleistungsausrüstung in Dienst gestellt werden. Das Mehrzweckfahrzeug wurde 1986 in Dienst gestellt. Das im Jahr 1963 beschaffte LF8 wurde jetzt ausgemustert.
Durch die Lage an der A 99 und A 94 (früher B12) musste bei zahlreichen Unfällen technische Hilfe geleistet werden. Vor dem Weiterbau der A 94 endete diese in Parsdorf. Aus diesem Grund war bei Parsdorf ein Unfallschwerpunkt. Am 23 September 1985 endete der Wiesnbesuch schrecklich. Es mussten 4 Tote und 3 Schwerverletze aus den Autowracks befreit werden.
Wegen dieser Vorkommnisse, überlegte man sich, eine Übungsgrundlage zur Technischen Hilfeleistung zu entwickeln. Es gab in Bayern wohl die Leistungsprüfung Wasser, über eine Leistungsprüfung Technische Hilfeleistung hatte man sich aber noch keine Gedanken gemacht. Oberlöschmeister Horst Gräfner brachte seine Ideen zur Papier und fand in Kommandanten Hans Gunszt einen Befürworter.
Horst Gräfner und Hans Gunszt entwickelten zusammen mit den Parsdorfer Feuerwehrkameraden diese Leistungsprüfung. Befürworter waren vor allem Kreisbrandrat Andreas Schiller und der Sprecher der Oberbayerischen Feuerwehren, Kreisbrandrat Otto Blumenstein. Nur bei der Regierung von Oberbayern und dem Bayer. Staatsministerium des Innern fand man kein Gehör. Nun begann man ohne Rückhalt von oben und ohne finanzielle Unterstützung mit der Ausbildung THL in Oberbayern. An mehr als 25 Samstagen und an vielen Abenden wurden fast alle Landkreise in Oberbayern, sowie die Wehren in Aschaffenburg und Passau ausgebildet. Weiter haben 12 Schulungen bzw. Vorführungen in Parsdorf stattgefunden. Auch in der Feuerwehrschule in Würzburg und Regensburg wurde die Leistungsprüfung THL vorgeführt.
Am 01. Oktober 1989 wurde eine Ausbildung an der österreichischen Landesfeuerwehrschule in Salzburg durchgeführt. Bereits am 12. Februar 1993 wurde die Leistungsprüfung THL in Österreich eingeführt. Die erste Abnahme fand in Kössen in Tirol statt. Die „Väter“ der Leistungsprüfung und die Kreisbrandinspektion waren eingeladen und nahmen als Ehrengäste teil.
Als schließlich 46 Kreisbrandräte und Kreisbrandinspektoren in Parsdorf die Leistungsprüfung Technische Hilfeleistung ablegten, war der Druck von unten so groß, dass 1994 die Leistungsprüfung THL offiziell in Bayern eingeführt wurde. Die Kameraden der Parsdorfer Feuerwehr bekamen am 21.10.1994, als erste Feuerwehr in Bayern, das Leistungsabzeichen in Gold überreicht. Das sogenannte „Ebersberger Modell“ ist somit in Parsdorf entstanden.
Die Parsdorfer Feuerwehrdienstleistenden waren auch im Umweltschutz aktiv. Zusammen mit Parsdorfer Bürger haben sie auf der alten B 12 mehr als 5.000 Bäume und Sträucher gepflanzt.